Großkrotzenburger FDP feierte 50-jähriges Jubiläum

27.06.2023

Am Sonntagmorgen beging der FDP-Ortsverband sein 50-jähriges Jubiläum mit einer akademischen Feier im Bürgerhaus. Der Einladung waren zahlreiche Gäste aus den Großkrotzenburger Vereinen, der Kreis-FDP und den FDP-Ortsverbänden aus den Nachbargemeinden gefolgt sowie ehemalige Mitglieder, die von weiter her angereist waren, um alte Freunde zu treffen.

Daniel Protzmann begrüßte die Gäste, unter ihnen die Landtagsabgeordneten Dr. Stefan Naas und Thomas Schäfer sowie der ehemalige Vizepräsident des hessischen Landtags Dirk Pfeil.

Anschließend berichtete Bernd Kurzschenkel in einem kurzweiligen Vortrag über die Geschichte der FDP am Ort. Vor Gründung des Ortsverbandes gab es verschiedene Vorläufer, angefangen bei einem FDP-Freundeskreis, der von Fritz Noth in den 60er-Jahren organisierte wurde, der auch des öfteren zu Versammlungen einlud. Daneben gab es aber auch die Überparteiliche Wählergemeinschaft (ÜWG) die 1956 zur Kommunalwahl antrat. Auf den Spitzenplätzen der ÜWG-Liste kandidierten Josef Bohländer und Heinrich Müller, die später den Grundstein des Großkrotzenburger FDP-Ortsverbandes legten. Die ÜWG zog mit 2 Sitzen in die 15 Sitze starke Gemeindevertretung ein. Dort trug sie dazu bei, dass im Jahr 1958 Martin Woythal mit den 5 Stimmen der SPD, 1 Stimme der Freien Wähler und 2 Stimmen der ÜWG zum Bürgermeister gewählt wurde. 

1968 wurde ein gemeinsamer FDP-Ortsverband  Großauheim-Großkrotzenburg gegründet. Die FDP trat im gleichen Jahr erstmals zur Kommunalwahl in Großkrotzenburg an, wieder mit den beiden Spitzenkandidaten aus ÜWG-Zeiten Joseph Bohländer und Heinrich Müller. Sie errang auf Anhieb einen Stimmenanteil von 10,2% und damit 2 Sitze in der Gemeindevertretung. Heinz Müller übernahm den Fraktionsvorsitz. Josef Bohländer wurde für die FDP in den Gemeindevorstand gewählt. Wilhelm Rippe, der für ihn in die Gemeindevertretung nachrückte,  wurde Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses. 1969 lehnte die Gemeindevertretung mit den Stimmen der CDU, der FDP und drei Abweichlern aus der SPD-Fraktion den Vorschlag ab, Großkrotzenburg im Rahmen der Gebietsreform mit Großauheim zu einem Siedlungsschwerpunkt mit 60.000 Einwohnern zu fusionieren. Damit wurde die Selbständigkeit von Großkrotzenburg gesichert.

Vor 50 Jahren war die Zahl der FDP-Mitglieder in Großkrotzenburg so stark angestiegen, dass man die Gründung eines eigenständigen Ortsverbandes in die Tat umsetzen konnte. Im Januar 1973 wurde bei einer Mitgliederversammlung im Gasthaus „Zum Schlüssel“ der Verband aus der Taufe gehoben. Die Großauheimer Parteifreunde hatte zwei Tage zuvor den gleichen Schritt getan. Zum Vorsitzenden wurde Heinz Müller gewählt, zu seinem Stellvertreter  Wilhelm Rippe und zum Schatzmeister Gerhard Heuser.

Bernd Kurzschenkel lies die politischen Aktivitäten der FDP in den letzten 50 Jahren Revue passieren. Das beste Wahlergebnis habe die FDP 2016 mit 25 %  das zweitbeste Ergebnis in Hessen erzielt, als bei der gleichzeitig stattfindenden Bürgermeisterwahl Daniel Protzmann als Kandidat der FDP antrat. In der Folge wurde eine in Hessen eher seltene grün-gelbe Koalition gebildet, die bis kurz vor Ende der Legislaturperiode hielt.

Bernd Kurzschenkel stellte auch einige bedeutende Initiativen der FDP vor. Im Bereich Umweltschutz habe man vor Einführung der Getrenntsammlung durch die Einrichtung einer Altpapiersammelstelle und der geförderten Abgabe von Schnellkompostern Maßnahmen zur Reduzierung der Abfallmengen eingeleitet. Auch der Verzicht auf Streusalz im Winterdienst und die Förderung der Regenwassernutzung gehörten zum Themenkreis Umweltschutz. Der wohl wichtigste Antrag in diesem Bereich betraf die Ausweisung des Gebietes Schifflache und Torfbruch als Naturschutzgebiet, der 1979 beschlossen wurde, aber dessen Umsetzung auf dem Weg durch die Instanzen bis 1990 dauerte.

Zum Themenbereich Soziales führte Bernd Kurzschenkel die Einrichtung von jährlichen Ferienspielen im Jahr 1977 an. Um auch weniger begüterten Familien den Erwerb von Wohneigentum zu ermöglichen erreichte die FDP 1985 die Vergabe gemeindeeigener Bauplätze in Erbpacht. 

Auch die Einrichtung des Spazierweges entlang des Laufes des ehemaligen Mühlbachs und der Kleingartenanlage Mühlbachaue gehen auf Initiativen des früheren Fraktionsvorsitzenden Seppl Bohländer zurück.

In seiner Gastrede betonte der Spitzenkandidat der FDP zur anstehenden Landtagswahl Dr. Stefan Naas die Bedeutung der Kommunen in unserem Staatsgefüge. Sie würden fast alle Aufgaben im Bereich der Daseinsfürsorge für die Bürgerinnen und Bürger übernehmen. Daher müssten sie vom Land auch ausreichend finanziell ausgestattet werden, um die ihnen übertragenen Aufgaben ausführen zu können. Als ehemaliger Bürgermeister der Stadt Steinbach im Taunus wisse er, wovon er rede.

In Grußworten gratulierten der Vorsitzende der Gemeindevertretung Armin Klab und die Bürgermeisterin Theresa Neumann dem FDP-Ortsverband und würdigten die in 50 Jahren für die Gemeinde geleistete Arbeit. Armin Klab betonte das freundschaftliche Verhältnis über Parteigrenzen hinweg insbesondere zu den inzwischen nicht mehr aktiven FDP-Vertretern, der Ehrengemeindevertreterin Claudia Kerl und dem Ehrenvorsitzenden der Gemeindevertretung Bernd Kurzschenkel, auf deren reichen Erfahrungsschatz er gerne zurück greife. Theresa Neumann lobte die Unterstützung durch Alexander Noll im Gemeindevorstand, der dort sein umfangreiches Wissen in Fragen der öffentlichen Haushalte einbringe.

Bei den Klängen der Gruppe 4-Kant-Rohr wurden im Bürgerhaussaal von den Gästen die Möglichkeit genutzt, sich in Gesprächen auszutauschen.