Wer will schon Hanauer werden? FDP spricht sich gegen Eingemeindung aus!

Kein rosiges Bild ergibt sich bei dem Gedanken an eine Eingemeindung nach Hanau, so Fraktionsvorsitzender Daniel Protzmann. Welches Gewicht und welchen Einfluß die Großkrotzenburger Einwohnerschaft in diesem Fall hätte, könne man an der Einwohnerzahl ablesen. Großkrotzenburg wäre nach Mittelbuchen der zweitkleinste Ortsbezirk und neben der Hanauer Kernstadt mit rund 55.000 Einwohnern und dem Ortsbezirk Großauheim-Wolfgang mit 18.000 Einwohnern unbedeutend.

Für einen Ortsbezirk Großkrotzenburg würde zwar ein Ortsbeirat eingerichtet. Dieser ist nach der Hessischen Gemeindeordnung zu wichtigen Angelegenheiten zu hören, kann Vorschläge machen und Stellungnahmen abgeben. Zu entscheiden hätte er aber nichts, da alle wichtigen Entscheidungen, wie zum Beispiel die Aufstellung von Bebauungsplänen, von der Stadtverordnetenversammlung getroffen werden. 

Das Rathaus vor Ort würde durch eine Verwaltungsstelle ersetzt, die einmal in der Woche für wenige Stunden besetzt ist. Zwar werden in Zukunft viele Dienstleistungen online angeboten werden, aber die wenigsten älteren Menschen verfügen über die notwendige Hard- und Softwareausstattung zum Zugang zu diesem Angebot mit einem elektronischen Personalausweis. 

Das Jugendzentrum wäre Geschichte, da Hanau die Jugendarbeit auf wenige Standorte in der Kernstadt und in Wolfgang konzentriert. Gleiches gilt für die Gemeindebücherei. Nur in Großauheim gibt es eine Stadtteilbibliothek, die von einem Trägerverein geführt wird.

Die Gemeindewerke Großkrotzenburg mit einem Sachanlagevermögen von 11 Mio. Euro würden den Hanauer Stadtwerken geschenkt.

Für eine Eingemeindung bestehe auch kein Bedarf. Die Gemeindevertretung beschließe seit Jahren ausgeglichene Haushalte, in denen die Ausgaben durch die Einnahmen gedeckt sind. Die immer wieder ins Kontor der Gemeinde schlagenden Rückforderungen auf vor vielen Jahren geleistete Gewerbesteuervorauszahlungen sind weitestgehend abgewickelt, so dass auch aus dieser Ecke keine großen Überraschungen mehr drohen.

Dass die finanzielle Situation der Stadt Hanau im Vergleich zu Großkrotzenburg keineswegs so prickelnd aussieht, wie gerne dargestellt, kann man an der Pro-Kopf-Verschuldung ablesen. Nach der Gemeindestatistik 2020 entfallen auf die Großkrotzenburger Einwohner pro Kopf 886 Euro Verbindlichkeiten aus Krediten. Die Hanauer Bürgerschaft muss mit 2613 Euro pro Kopf eine dreimal so schwere Schuldenlast tragen, obwohl die Stadt durch den Kommunalen Schutzschirm des Landes Hessen aufgrund ihrer finanziellen Lage bereits um 54 Mio. Euro entschuldet worden ist. Großkrotzenburg hat aus diesem Schutzschirm keinen Cent erhalten.

Auch im Personalbereich muss Großkrotzenburg den Vergleich mit anderen Kommunen nicht scheuen. Nach der Gemeindestatistik 2020 betragen die Personalauszahlungen je Einwohner 511 Euro, im Durchschnitt der hessischen Kommunen aber 849 Euro.

Die Gemeinde Großkrotzenburg ist finanziell also durchaus überlebensfähig. Die FDP setzt zudem auf Effizienzverbesserungen durch die verstärkte Nutzung interkommunaler Zusammenarbeit. Dabei sei jedoch zu beachten, dass nach Aussage des Leiters des IKZ-Kompetenzzentrums im hessischen Innenministerium, Claus Spandau, interkommunale Zusammenarbeit erfahrungsgemäß nur auf Augenhöhe zwischen etwa gleich großen Kommunen funktioniere.

Die Gemeindevertretung hat bereits beschlossen, zusammen mit weiteren infrage kommenden Kommunen eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Da hierfür entsprechende Beschlüsse der betroffenen Kommunalparlamente erforderlich sind, hat der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Bernd Kurzschenkel (FDP), im vergangenen Jahr seine Amtskollegen in Hanau, Hainburg und Rodenbach zu einem Meinungsaustausch auf Präsidiumsebene eingeladen. Während die beiden anderen Kommunen dieses Angebot nicht angenommen haben, hat der Vorsitzende der Rodenbacher Gemeindevertretung, Walter Geppert, sofort reagiert. In mehreren Gesprächen hatten die beiden einen konkreten Termin für ein Treffen der beiden Präsidien im November letzten Jahres vereinbart, der jedoch wegen des Lockdowns nicht stattfinden konnte. Dieser Weg muss nach Auffassung des FDP-Fraktionsvorsitzenden Daniel Protzmann in der nächsten Legislaturperiode konsequent fortgeführt werden.

Die Großkrotzenburger FDP spricht sich daher klar gegen alle Überlegungen zu einer Eingemeindung durch die Stadt Hanau aus, da mit einem solchen Schritt die Entscheidungshoheit über die Ortsentwicklung komplett nach Hanau abgegeben würde. Unser Fazit: Großkrotzenburg muss selbständig bleiben!